Brief aus Nebraska (2) – Inken Reinert

Artist Residency im Kimmel Harding Nelson Center of the Arts

Das Kimmel Harding Nelson Center of the Arts ist eine der vielen Künstlerresidenzen, die es in den USA gibt. Andere Residenzen finanzieren sich durch eine Kombination aus privater und staatlicher Förderung und teilweise auch durch Zahlungen der Stipendiat_Innen. Das KHN hingegen zahlt sogar ein kleines wöchentliches Stipendium von 175 Dollar, von dem wir unsere Ausgaben bestreiten können.


Das Gebäude, in dem das KHN residiert, wurde in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ursprünglich als Wohnhaus für drei pensionierte Ehepaare gebaut. Der Architekt war ein Bewunderer von Frank Lloyd Wright, was dem Anwesen anzusehen ist und ihm einen besonderen Charme verleiht. Es unterscheidet sich deutlich von anderen Wohnhäusern der Stadt.
Es gibt es vier Apartments, die sich jeweils zwei Stipendiat_Innen teilen, wobei jede ihr eigenes Bad hat, Wohn-, Esszimmer und Küche werden geteilt. Jedes Apartment hat eine kleine Terrasse.
Für die bildenden Künstler_Innen gibt es drei ehemalige Garagen, die sie als Atelier nutzen können.
Die Auswahl der Stipendiat_Innen erfolgt anonym. Beim Bewerbungsprozess wird auch nach zwei
Referenzen gefragt, Diese Personen werden kontaktiert, nachdem man in die engere Auswahl gekommen ist, und gebeten einige Fragen zu beantworten. Dabei geht es neben der künstlerischen Qualität der Arbeit, dem eingereichten Arbeitsvorhaben auch um die Fähigkeit, in einer Gemeinschaft zu leben und zu arbeiten.

Wir sind hier drei Schriftsteller_Innen und zwei Bildende Künstlerinnen. Immer montags fährt uns Amy zum Supermarkt – es ist ein riesiger Walmart, der sich etwas außerhalb der Stadt befindet. Jeden dritten Donnerstag im Monat können die Stipendiat_Innen ihre Arbeit öffentlich vorstellen, außerdem wird der Austausch untereinander angeregt. Es kommt dabei sehr auf die Zusammensetzung der Gruppe an. Laut Amy gibt es welche, die jeden Abend zusammen im Hof grillen, Andere gehen gemeinsam in eine der Bars in der Stadt. Unsere Gruppe ist recht ruhig, doch ausgesprochen nett.

Viele der Künstlerresidenzen in den USA akzeptieren Bewerbungen aus aller Welt. Es gibt einige Webseiten, die diese auflisten: https://reviewedbyartists.com/

Für eine kleine Stadt verfügt Nebraska City über erstaunlich viele Museen. Ich habe fünf oder sechs gezählt. Außerdem gibt es mehrere ausgedehnte Parkanlagen, die man alle zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen kann und ein Kino. Wenn man mal Lust auf ein kleines Gespräch hat, braucht man nur in einen der Läden zu gehen. Die Leute plaudern gerne – auch mit Fremden. Diese Beobachtung mache ich seit Beginn meiner Reise, ob im Flugzeug, beim Einkauf oder im Zug – man redet miteinander, ist interessiert und offen.

https://www.khncenterforthearts.org/

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